Elektrolok Ae 4/7 11026

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Typenblatt Ae 4/7 11026
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Eine der grössten Pionierleistungen der Schweizer Industrie bestand in Elektrifizierung der Eisenbahnen. Diese wurde nach den massiven Verkehrs-Einschränkungen durch den Kohlenmangel während des ersten Weltkrieges in den 1920er-Jahren rasant vorangetrieben, um mit der Wasserkraft einheimische Energiequellen nutzen zu können. Dabei musste die Technik für die elektrische Zugförderung auf einen tauglichen Stand entwickelt und in der Praxis erprobt werden. In einer ersten Beschaffungswelle lieferten die Industriebetriebe SLM, BBC, SAAS und MFO in den Jahren 1919 - 1929 rund 300 Lokomotiven verschiedenster Bauarten, darunter auch das legendäre Krokodil. Rund die Hälfte davon verfügte über Stangenantrieb, wie er von der Dampflokomotive her bekannt war. Es war jedoch bereits damals absehbar, dass sich dieser für die elektrische Traktion nicht unbeschränkt eignen würde, weshalb BBC und SAAS jeweils eigene Antriebe entwickelten, um die Kraft der Motoren auf die Räder zu übertragen.

Das Hauptproblem bei der Kraftübertragung bestand damals darin, dass die Elektromotoren ihrer Grösse wegen fest im Lokkasten eingebaut werden mussten, während die angetriebenen Räder gegenüber dem Lokkasten Federbewegungen zulassen mussten. Beim Stangenantrieb konnten diese Bewegungen über die Gelenke der Stangen kompensiert werden. Die BBC setzte bei Ihrer Konstruktion auf den von Ingenieur Jakob Buchli entwickelten Zahnradantrieb. Buchli war von 1910 bis 1924 bei BBC in Baden tätig. Seine Kraftübertragung basierte darauf, dass die Radsätze über ein grosses Zahnrad jeweils einzeln von einem zugehörigen Motor angetrieben wurden. Dies erfolgte über einen geschickten Mechanismus aus Kugelgelenken und Zahnschwingen. Serienmässig wurde dieser sogenannte Buchli-Antrieb erstmals bei den 114 Lokomotiven des Typs Ae 3/6 I eingebaut, die von 1922 – 1929 an die SBB abgeliefert wurden.

Die Lokomotiven dieser Bauart bewährten sich hervorragend. Als es Mitte der 20er-Jahre darum ging, eine starke und schnelle Universallokomotive zu beschaffen, fiel die Wahl entsprechend auf eine Lokomotive mit Buchli-Antrieb. Entwickelt wurde damals rund 120 t schwere Lokomotive mit einer Leistung von 2300 kW. Ihre Kraft übertrug sie über vier Buchli-Antriebe auf ihre Triebräder. Ihres grossen Gewichtes wegen erhielt sie zudem zwei Laufachsen wodurch sie ihre Bezeichnung Ae 4/7 – vier von sieben Rädern sind angetrieben – erhielt. Die Lokomotiven wurden in verschiedenen Baulosen von den Elektrofirmen BBC, MFO und SAAS gebaut. Der mechanische Teil wurde von allen Loks von SLM geliefert.

Die Ae 4/7-Lokomotiven bewährten sich im Betrieb ausgezeichnet, die meisten von ihnen waren über 60 Jahre lang im Betrieb. Von Anfang an waren sie in der ganzen Schweiz im Einsatz, in den ersten Jahrzehnten auch häufig vor Gotthard-Schnellzügen. Mit der Beschaffung der annähernd doppelt so starken Ae 6/6-Lokomotiven in den 50er-Jahren wurden sie ins Flachland verdrängt, da nun die neuen Lokomotiven die Aufgaben am Gotthard übernahmen. Im Rest der Schweiz – so insbesondere auch in unserer Region - gehörten sie bis in die 90er-Jahre zum alltäglichen Bild der Eisenbahn.

Unsere Lokomotive wurde am 3. Oktober 1934 von den SBB als zweitletzte Lok von 127 Maschinen abgenommen. Die Lok war 62 Jahre lang bei den SBB in Betrieb bis sie am 30. November 1996 ausrangiert wurde. In dieser Zeit legte sie 5 844 389 Km zurück. Während der Betriebszeit wurden verschiedene Revisionen und Umbauten durchgeführt. Ein markanter Umbau war die Ausrüstung der Lok mit Rollenlagern und das Versetzen der Wendepolshunts vom Vorbau zwei auf das Lokomotivdach.

Während des langen Betriebseinsatzes blieb die Lok von Unfällen auch nicht verschont. Bekannt sind ein Unfall vom 16. November 1936 in Delsberg, eine Entgleisung vom 19. Januar 1940, sowie ein Zusammenstoss in Renens vom Juli 1954.

Anfang der 90er-Jahre, als der Stern der Ae 4/7 zu sinken begann, suchte der Verein Mikado eine geeignete Lok, die im Falle eines kurzfristigen Ausfalls der namensgebenden Dampflokomotive als Ersatz verfügbar war. Zudem zeichnete sich ab, dass bei der Dampflok eine grosse Revision anstand und diese über eine lange Zeit hinweg nicht einsatzfähig sein würde. Hier drängte sich die Ae 4/7 geradezu auf, da sie bezüglich Leistung und Höchstgeschwindigkeit der Dampflok entsprach. Es war damals jedoch klar, dass die Lokomotive käuflich von der Bundesbahn erworben werden musste. Um die Vereinskasse zu schonen, suchte man für diese Investition einen Partner, der bei der Firma ADtranz, einer Nachfolgefirma von BBC, gefunden wurde. ADtranz konnte so ein Stück Firmengeschichte sichern und stellte die Lok dem Verein Mikado vorerst als Leihgabe zur Verfügung. Im Jahr 2001 konnte die Maschine schliesslich in das alleinige Eigentum des Vereins übernommen werden. Da der Verein im Depot Brugg ansässig ist und die Firma ADtranz einen Bezug zu BBC Baden hatte, wählte man gezielt eine von BBC gefertigte Maschine aus. Die Wahl der Nummer 11026 lag im guten Unterhaltungszustand der Lokomotive.

Die Lok wurde in unzähligen Stunden innen und aussen in einen hervorragenden Zustand gebracht. Zu nennen ist insbesondere der Neuanstrich, sowie das Anbringen der schönen Nummern,- und Fabrikschilder aus Bronze, sowie die Ausrüstung der Lok mit den grossen alten Loklaternen. Auch das Dach wurde wieder mit den alten Stromabnehmern bestückt. So stellt die Lok, die nun einen Betriebszustand der 50er-Jahre repräsentiert, heute ein wahres Schmuckstück dar und wird regelmässig vor historischen Sonderzügen eingesetzt. Dabei erntet sie jeweils grosse Bewunderung und hält die Erinnerung an die Glanzzeit unserer Lokindustrie lebendig.

 

Zusammen mit der Lok wurden viele Ersatzteile beschafft, so dass es möglich sein wird, die Lok noch viele Jahrzehnte in betriebsfähigem Zustand erhalten zu können. Die zum Betrieb notwendigen Unterhalts-, Pflege- und Revisionsarbeiten führt der Verein Mikado 1244 soweit als möglich in Eigenleistung aus.

Technische Angaben der Ae 4/7 11026 

Baujahr 1933
Inbetriebsetzung 1934
Herstellerfirma SLM und BBC
Leergewicht 118 t
Achsanordnung 2' Do 1
Grösster Achsdruck 19,3 t
Länge über Puffer 16,76 m
Triebraddurchmesser 1,61 m
Höchstgeschwindigkeit 100 km/h
Dauerleistung (bei 80 km/h) 3060 PS; 2295 KW
Zugkraft 200 kN
Achslager an allen Achsen Rollenlager
Gesamtleistung ca. 5.8 Mio km

Anhängelast bei:

Steigung Anhängelast
 0  2000 t
12 725 t
26 320 t